„Wartet erstmal, bis sie läuft.“ Meine Güte! Das haben wir so oft gehört. Meistens dann, wenn wir mit bereits „erfahrenen“ Eltern zusammensaßen und darüber sprachen, wie anstrengend es sein kann, den ganzen Tag einem krabbelnden Baby hinterherzutigern, es aber auch irgendwie lustig sei. Oftmals kamen solche oder ähnliche Sätze aber auch, wenn wir fremde „erfahrene“ Eltern und ihre kleinen Kinder beim Einkaufen kurz kennenlernten und sowas sagten wie „Wow, du kannst ja schon toll laufen.“
Antwort: „Nein, das ist nicht toll. Das ist nur noch anstrengend, du hast echt keine ruhige Minute mehr.“

Ähm, okay. Und vorher? Als dein Kind gekrabbelt ist – da hattest du mehr ruhige Minuten? Da musstest du nicht hinterher, um zu verhüten, dass es sich die nächste Treppe herunterstürzt?

Wir hatten uns schon lange aufs Laufen unserer Tochter gefreut und waren durch solche Sätze von so vielen verschiedenen Seiten tatsächlich etwas eingeschüchtert.

Nicht falsch verstehen, ich bin auch manchmal genervt und gebe nicht immer die positivsten und fröhlichsten Antworten auf alles und jeden, der mich bezüglich unserer Tochter anquatscht, aber wir haben wirklich stääändig gehört, wie anstrengend es erst alles wird, wenn sie erst läuft. Puh!

Ähnlich ging das schon früher los mit folgenden Sätzen:
– Die Blähungen sind schlimm? Ha! Dann wartet mal ab, bis sie Zähne bekommt.
– Das findest du laut? Wartet erstmal die Trotzphase ab.
– Ha! Wartet mal den Entwicklungssprung um die 32. Woche ab. Der ist krass!
– Und wenn sie erst lernt, nein zu sagen … und wenn sie erst lernt, mit Essen zu werfen, … noch lässt sie sich Zöpfe machen, jaja, aber warte erstmal ab, bis sie ihren eigenen Willen durchzusetzen lernt …

Ja. Ja. Okay. Okay.  So nach dem Motto: Schlimmer geht’s immer?

Ach, komm. IN YOUR FACE!

Ja, Kinder zu haben ist zuweilen wahnsinnig anstrengend. Ich gehöre auch nicht zu denen, die immer strahlen und laut in die Welt rufen, wie erfüllend es ist, Mutter zu sein. Aaaaaber ich muss auch nicht frisch gebackenen Eltern ständig vorjammern, wie schlimm alles noch wird und dass die Pupse erst der Anfang von allem Übel sind.

Mega altmodisch, aber es stimmt meistens doch: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird 😉

Seit unser Tochter läuft, ist übrigens alles viel einfacher geworden. Sie will nicht mehr ständig getragen werden, entdeckt mutig die Welt, erobert und entdeckt Neues auf eigene Faust und kommt halt einfach mit mir mit, wenn sie das will, und muss sich nicht so anstrengend und schimpfen, weil sie mit ihrem Krabbeln nicht hinterherkommt. Es ist richtig toll, sie dabei zu beobachten, wie sie durch das Laufen immer selbstständiger wird.

SO! Fresst das, liebe Mutter, lieber Vater, liebe fremde Menschen mit und ohne Kind (die aber wegen der vielen Kinder in der Nachbarschaft echt gut mitreden können).

Ich hoffe, ich rede nicht so vor frisch gebackenen Eltern. Klugscheißer mag einfach keiner. 😉